Darum sind Geldanlagen für Frauen besonders wichtig!

79% der Frauen sparen regelmässig, regelmässig investieren tun lediglich 18%. Dies zeigt eine Studie der J.P. Morgan, wobei rund 4'000 Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren in zehn verschiedenen europäischen Ländern befragt wurden.  

Dabei ist es gerade für Frauen besonders wichtig, ihr Geld zu investieren. Warum ist das so?

Höhere Lebenserwartung

Frauen leben statistisch gesehen rund vier bis fünf Jahre länger als Männer. Entsprechend müssen unsere Ersparnisse auch länger ausreichen.

Niedrigzinspolitik, Negativzinsen und Inflation

Geld auf dem Sparkonto macht keine grossen Sprünge. Aktuell liegt die Verzinsung für Erwachsene bei praktisch 0% und abhängig vom Kontostand können sogar Negativzinsen anfallen. Hinzu kommt die Inflation, welche in der Schweiz aktuell bei 1.5% liegt. Hat man also im Januar CHF 1'000 auf seinem Sparkonto und belässt diese bis zum Dezember unangetastet, so liegt die Kaufkraft zu Jahresende noch bei CHF 985.

Die Kapitalmärkte bieten eine interessante Alternative. So lag zum Beispiel die Rendite des MSCI All Country World Index über die letzten 20 Jahre bei 4% p.a. und jene des Swiss Performance Index bei 6% p.a. (beide berechnet in CHF).

Lücken in der Beruflichen Vorsorge

Teilzeitarbeit, Baby- und/oder Karrierepausen und Haushaltsarbeit führen zu Kürzungen des Arbeitspensums und damit zu Lücken in der beruflichen Vorsorge. Der sogenannte Gender Pension Gap, also die Rentendifferenz zwischen Frau und Mann, beläuft sich in der Schweiz auf 37%. Das heisst konkret, dass Frauen jährlich durchschnittlich CHF 20'000 weniger Rente erhalten als die Männer. Detailliert spreche ich darüber auch in diesem Podcast oder in meinem letzten Artikel.

Tiefere Löhne – Gender Pay Gap

Frauen verdienen rund 19% weniger als Männer. Davon lassen sich 56% durch objektive Faktoren wie zum Beispiel die berufliche Stellung, Ausbildung oder Branche erklären. Die restlichen 44% sind unerklärt. Der Lohn hat einen direkten Einfluss auf die spätere Rentenleistung. Je tiefer er ist, desto tiefer sind die Beiträge, welche in die Pensionskasse fliessen. Die Altersrente wird geschmälert.

Neue Praxis bei Scheidung

«Geschiedene Frauen arbeiten in durchschnittlich tieferen Pensen als geschiedene Männer. Ein wichtiger Grund hierfür ist die Kinderbetreuung, die nach der Scheidung in 77 % der Fälle hauptsächlich der Mutter zufällt.» Dies hat zur Folge, dass Frauen auch nach einer Scheidung tiefere Beiträge an ihre Altersvorsorge leisten.

Das Bundesgericht hat letztes Jahr zudem entschieden, dass zukünftig im Einzelfall entschieden werden muss, ob eine Ehe lebensprägend war und ob noch Kindes- und Betreuungsunterhalt geschuldet ist. Bis anhin wurden in der Praxis Frauen nach einer Trennung oder Scheidung automatisch bis zur Pensionierung durch Unterhaltszahlungen unterstützt.

Was kannst du tun?

Entwickele mehr Interesse an Finanzthemen

Zeige Eigenverantwortung und beginne möglichst früh, dich mit Vorsorge-Themen auseinanderzusetzen. Nimm deine Finanzen selbst in die Hand und kümmern dich um deinen «Money Mindset». Dabei geht es um deine Denkweise und Einstellung zum Thema Geld. Bestimmt gibt es viele Fragen, welche du im Zusammenhang mit Finanzen hast. Schreibe sie auf und setz dir konkrete Ziele, bis wann du welche Frage beantwortet haben möchtest. So startest du langsam, dich mit Finanzthemen auseinanderzusetzen.

Es ist wie mit dem Erlernen einer neuen Sprache. Je mehr du übst, desto besser wirst du.

Informiere dich über unser Vorsorgesystem

Damit meine ich nicht nur, dass du weisst, dass unser Vorsorgesystem auf drei Säulen beruht. Du solltest wissen, wie du einen Pensionskassenausweis richtig liest, wie du im Falle eines Unfalls oder einer Invalidität versichert bist, worauf du bei einer Scheidung achten solltest, wie Konkubinatspaare sich gegenseitig absichern können und was Teilzeitarbeit und/oder eine Mutterschaftspause für dich bedeuten.

Werde selbst gegen das Rentengefälle aktiv

Informieren dich bei deiner Pensionskasse wie du versichert bist, wie diese mit Teilzeitbeschäftigung umgeht und welche Auswirkungen dies auf deine Altersvorsorge hat (Stichwort Mindesteinkommen und Koordinationsabzug in der 2. Säule). Wenn du gerade dabei bist deine Stelle zu wechseln, wähle einen Arbeitgeber oder eine Arbeitgeberin welche eine fortschrittliche Pensionskasse hat. Suchen dir dafür allenfalls Unterstützung von Spezialist:innen, welche den Vorsorgemarkt gut kennen. Es ist ebenfalls empfehlenswert, dass du dich nie komplett aus dem Erwerbsleben zurückziehst.

Umsetzung in kleinen Schritten

Du musst nicht alles auf einmal wissen und regeln. Es ist wie mit einem Neugeborenen. Wenn es weint, weisst du zu Beginn auch nicht so ganz, was du dagegen tun kannst. Du probierst einfach einmal aus. In kleinen Schritten geht es jeden Tag etwas besser. Geldanlagen funktionieren identisch. Beginne mit kleinen Investitionsbeträgen und baue so dein Selbstvertrauen auf. Du wirst sehen, mit der Zeit wirst du dich immer selbstsicherer fühlen und auch die Investitionsbeträge erhöhen.

Suche Unterstützung

Du weisst es bestimmt schon selbst: eigentlich wäre es gut, wenn du dich um deine Finanzen kümmerst. Familie, Beruf, Haushalt, sonstige Verpflichtungen; schon so reichen die 24 Stunden am Tag kaum aus und nun solltest du auch noch Geld zur deiner Priorität machen. Ein gewisses Basiswissen ist absolut wichtig, ja. Du musst aber nicht alles selber erledigen. Suche Unterstützung von Spezialist:innen, welche dich bei der Umsetzung begleiten. Wichtig dabei ist, dass du dich wohl fühlst.

Deine finanzielle Zukunft liegt in deinen Händen!

Hast du Fragen oder gibt es Dinge die dir noch Unklar sind? Lass es mich wissen. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit dir. 

Zurück
Zurück

Die Risiken des “nicht Investierens”

Weiter
Weiter

Welche Auswirkungen haben Teilzeitarbeit, Babypause, Lohnungleichheit und Haushalts- und Familienarbeit auf die Altersvorsorge einer Frau?