So kannst du im Teilzeitpensum richtig vorsorgen!

Rund 60% der Schweizerinnen arbeiten Teilzeit. Bei den Männern sind es ungefähr 18%. Besonders bei den unter 30 jährigen Frauen ist das Teilzeitmodell sehr beliebt, Tendenz steigend.

Die Gründe sind vielfältig: Freizeit, Ausbildung, Worklife-Balance. Als Hauptursache gelten aber häusliche Verpflichtungen, insbesondere die Kinderbetreuung. Viele Schweizerinnen begrüssen dieses Modell, da eine hundertprozentige Arbeitsanstellung für sie nur schwer mit dem Familienleben vereinbar ist. Negative steuerliche Anreize für Zweiteinkommen, tiefere Löhne und gesellschaftliche Rollenerwartungen begünstigen die Wahl dieses Konzepts weiter.

Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Altersvorsorge

Grundsätzlich gilt, wer weniger bezahlte Arbeit leistet, erhält zwangsläufig ein tieferes Salär. Automatisch werden dadurch auch weniger Beiträge an die Altersvorsorge (1. und 2. Säule) geleistet. Die tieferen oder sogar fehlenden Einzahlungen an die AHV und in die Pensionskasse führen zur Schmälerung der Altersrente und zur Verminderung deiner Versicherungsleistungen. 

Folgende Beschreibungen sind generell gehalten. Unser Vorsorgesystem ist sehr umfangreich und hat viele individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten. Jede Person hat eine andere Vorsorgelösung, welche u.a. abhängig ist vom Zivilstand, ob Kinder vorhanden sind oder ob beispielsweise Betreuungsgutschriften erhalten werden.

Altersvorsorge bei Frauen – dringender Handlungsbedarf!

1. Säule: AHV

Die Höhe der AHV-Altersrente wird anhand der Anzahl Beitragsjahre und des durchschnittlichen Jahreseinkommens bestimmt. Allfällige Erziehungs- oder Betreuungsgutschriften bilden Bestandteil des Jahreseinkommens.

Die maximale Einzelpersonenrente beläuft sich auf monatlich CHF 2'390 (Stand 2022*), die Minimalrente auf CHF 1'195. Verheiratete Paare erhalten zusammengezählt maximal 150% der Einzelrente.

Nicht erwerbstätige, verheiratete Personen sind in der AHV über die erwerbstätige Partnerin oder den erwerbstätigen Partner mitversichert, vorausgesetzt diese:r leistet jährliche AHV Beiträge im Umfang des zweifachen Mindestbetrags, der sich momentan auf CHF 1'006 (2 x CHF 503) beläuft.

2. Säule: Berufliche Vorsorge (Pensionskasse)

Die Auswirkungen von Teilzeitarbeit sind in der Pensionskasse deutlich stärker spürbar als in der 1. Säule.

In der Pensionskasse sind alle unselbständigen, erwerbstätigen Personen versichert, die über ein Mindesteinkommen von CHF 21'510 (monatlich CHF 1'792.50) verfügen.

Im Unterschied zur 1. Säule, die nach dem Umlageverfahren organisiert ist (die wirtschaftlich aktive Generation finanziert unmittelbar die Rentner:innen), sparst du in der 2. Säule dein eigenes Alterskapital an. Zugleich bist du für gewisse Risiken, wie etwa Tod und Invalidität aus Krankheit oder Unfall, versichert. Die Höhe der Leistungen bei einem Ereignisfall (Alter, Tod, Invalidität) sind abhängig von deinem versicherten Lohn und dem individuellen Pensionskassenplan deines Unternehmens.

Eine wichtige Komponente in der beruflichen Vorsorge ist der Koordinationsabzug (CHF 25'095), der bei Teilzeitarbeit stark ins Gewicht fallen kann.

Einfach gesagt handelt es sich dabei um jenen Teil deines Einkommens, welcher bereits in der AHV versichert ist. Um Doppelversicherungen zu vermeiden und damit du auf diesem Betrag nicht zweifach die Sozialabgaben bezahlst, werden die CHF 25'095 von deinem Bruttolohn subtrahiert. Daraus resultiert dein versicherter Lohn.

Im folgenden Beispiel siehst du, dass der Koordinationsabzug stärker ins Gewicht fällt, je tiefer dein Teilzeitpensum ist. 

Basierend auf dem versicherten Lohn werden deine Sparbeiträge (auch Altersgutschriften genannt) und Risikobeiträge (Versicherungsschutz) berechnet. Zusammengerechnet bilden sie Bestandteil des Betrags, der dir monatlich vom Salär abgezogen wird (Sozialabgaben). Die Sparbeiträge, inklusive den jährlichen Verzinsungsgutschriften, bilden über die Jahre aufsummiert dein direktes Altersguthaben aus der Pensionskasse. Der Versicherungsteil regelt die Risikoabsicherung, sprich, was du, respektive deine Familie, im Falle von Tod oder Invalidität aus Krankheit und Unfall erhalten.

Du siehst also, je tiefer dein versicherter Lohn ist, desto weniger Beiträge sparst du für deine Altersvorsorge und desto tiefer sind die Versicherungsleistungen bei einem der oben genannten Ereignisse.

Tipps, wie du auch im Teilzeitpensum richtig vorsorgen kannst

Lass dich von Fachspezialist:innen beraten

Bevor du dein Arbeitspensum reduzierst, ist es ratsam, dass du die finanziellen Auswirkungen auf deine Vorsorge- und Versicherungsleistungen von Spezialist:innen überprüfen lässt. Dadurch schützt du dich vor unliebsamen Überraschungen und beugst möglichen finanziellen Probleme vor.

Prüfe die Leistungen deiner Pensionskasse

Es gibt Arbeitgeber:innen, die die Eintrittsschwelle in die Pensionskasse und den Koordinationsabzug an den Beschäftigungsgrad koppeln. Infolgedessen reduziert sich einerseits der Koordinationsabzug. Dein versicherter Lohn wird andererseits erhöht, wie du anhand des folgenden Beispiels sehen kannst. Frag bei deiner Pensionskasse nach der Handhabung dieser zwei Komponenten im Falle eines Teilzeitpensums.

Achtung bei mehreren kleinen Jobs

Bist du beispielsweise bei zwei Arbeitgebern tätig und erhältst bei beiden einen Jahreslohn von CHF 20'000, bist du auf Grund der Eintrittsschwelle in der Pensionskasse (CHF 21’510) nicht versichert. Da du über beide Saläre gerechnet aber über ein totales Einkommen von CHF 40'000 verfügst und somit über dem Pensionskassen Mindesteinkommen liegst, hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Zusammenführung der Pensionskassen bei einem Arbeitgeber

  2. Anschluss bei der vom Bund beauftragen Vorsorgeeinrichtung «Stiftung Auffangeinrichtung BVG»

Vorsicht vor doppeltem Koordinationsabzug bei mehreren Arbeitsstellen

Hast du zwei Arbeitsstellen und bist bei beiden Arbeitgebern in der Pensionskasse versichert, kommt grundsätzlich auf beiden Löhnen der Koordinationsabzug zum Tragen, was zu einer Schmälerung deines versicherten Lohns führt. Prüfe in diesem Fall mit den beiden Pensionskassen, ob du beide Einkommen über eine Pensionskasse versichern lassen kannst, damit der Koordinationsabzug nur einmal appliziert wird.

Nutze die Chancen der Säule 3a

Sie eignet sich ideal, um Lücken in der beruflichen Vorsorge vorzubeugen und um steuerbegünstigt fürs Alter zu sparen. Weil das Geld bis auf gewisse Ausnahmen bis zum Pensionierungsalter gebunden ist, bietet die Säule 3a die optimale Ausgangslage für Wertschriftenanlagen. Auf Grund des langen Zeithorizonts reduziert sich das Risiko von Verlusten signifikant und das Renditepotenzial wird erhöht. Ist es dir aus finanziellen Gründen nicht möglich, deine Säule 3a aufzustocken, kann dich allenfalls dein Partner oder deine Partnerin dabei unterstützen.

Vergiss das Wertschriftensparen nicht

Hast du nebst der Säule 3a weitere Möglichkeiten deine Ersparnisse zu erhöhen, prüfe die Möglichkeit von Wertschriftenanlagen. Frauen bevorzugen es oftmals, ihre Ersparnisse auf dem Sparkonto zu parken weil sie die Börse mit Risiken assoziieren. Dabei bieten gerade Wertschriftenanlagen langfristig attraktive Renditemöglichkeiten.

Die Risiken des «Nicht Investierens»

Bleib finanziell möglichst unabhängig

Die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG) empfiehlt, das Arbeitspensum auf Dauer nicht unter 70% fallen zu lassen, um Rentenkürzungen zu vermeiden. Wer also für längere Zeit nur 40% oder 50% arbeitet, riskiert Lücken in der beruflichen Altersvorsorge. Mach dich in Bezug auf deine Altersvorsorge wenn immer möglich nicht von deinem Partner abhängig. Im Falle einer Scheidung werden die Vorsorgegelder beider Partner zwar geteilt, nichtsdestotrotz wird das mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, um deine Altersvorsorge zu decken. Kümmere dich deshalb aktiv und bestmöglich bereits in jungen Jahren um deine Finanzen.

Deine finanzielle Zukunft liegt in deinen Händen!

Hast du Fragen oder gibt es Dinge die dir noch Unklar sind? Lass es mich wissen. Ich freue mich auf den Austausch mit dir.

* Bei sämtlichen Zahlen handelt es sich um Bruttowerte für das Jahr 2022

Zurück
Zurück

Wie du mit wenig Aufwand zur Investorin wirst

Weiter
Weiter

Die Risiken des “nicht Investierens”