Mutterschaft und Finanzen - das gilt es zu beachten

Du bist mitten in der Familienplanung oder allenfalls bereits schwanger? Herzliche Gratulation, ich freue mich sehr mit dir. Ein positiver Schwangerschaftstest ist mit einem unglaublichen Freudengefühl für dich und deinen Partner verbunden.

Mit ihm stellen sich aber auch gewisse Fragen, ja allenfalls kommen sogar Sorgen in dir auf: Ist das Baby gesund? Was müssen wir alles organisieren? Welche finanziellen Auswirkungen hat die Geburt auf unser Budget? Reduzieren wir unser Arbeitspensum und, und, und…

Folgend findest du einen kompakten und umfassenden Überblick, worauf du als angehende Mutter im Zusammenhang mit deinen Finanzen achten solltest.

Mutterschaftsurlaub

Als arbeitstätige Frau in der Schweiz hast du ab dem Tag der Geburt einen gesetzlichen Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, sofern du folgende Voraussetzungen erfüllst:

  • In den neun Monaten vor der Geburt warst du bei der AHV versichert

  • Während der Schwangerschaft hast du während mindestens fünf Monaten gearbeitet

  • Zum Zeitpunkt der Geburt deines Kindes bist du noch Arbeitnehmerin oder selbstständig erwerbstätig

Während deiner Mutterschaftspause erhältst du 80% deines Bruttolohns, höchstens aber CHF 196 pro Tag, sprich CHF 5'880 im Monat. Ist dein aktueller Bruttoverdienst höher als CHF 7'350 (100%), gilt es zu klären, ob dein Arbeitgeber für die Ausgleichzahlungen aufkommt. Informationen dazu findest du im Arbeitsvertrag oder Personalreglement. Weitere Auskünfte zum Mutterschaftsurlaub erhältst du ebenfalls bei der Personalabteilung deines Arbeitgebers oder hier.

Dein aktueller Zivilstand

Gerade wenn Nachwuchs auf dem Weg ist, rückt für viele Paare die gegenseitige finanzielle Absicherung noch stärker in den Vordergrund. Je nach Zivilstand bestehen grosse Unterschiede.

Hier findest du weiterführende Informationen zur Altersvorsorge und Risikoabsicherung (Tod und Invalidität) abhängig davon, ob du in einer Ehe oder im Konkubinat lebst.

Vor allem (aber nicht nur) für im Konkubinat lebende Paare ist es spätestens jetzt, da du schwanger bist, ratsam sich mit Themen wie Erbschaft, Testament und Konkubinatsvertrag auseinanderzusetzen. Dies ist umso wichtiger bei einer Reduktion des Arbeitspensums. Dazu mehr unter Punkt Teilzeitarbeit.

Unabhängig vom Zivilstand und falls noch nicht geschehen, solltest du dich nun auch um den Vorsorgeauftrag und die Patientenverfügung kümmern.

Teilzeitarbeit

Während die Gründung einer Familie kaum Auswirkungen auf den Beschäftigungsgrad der Väter hat, reduzieren 73% der Mütter ihr Arbeitspensum auf weniger als 70% oder steigen vorübergehend sogar ganz aus dem Erwerbsleben aus. Durchschnittlich dauert ein Unterbruch 5 Jahre.

Beide Modelle haben direkte und teilweise grosse Auswirkungen auf deine Altersvorsorge und Risikoabdeckung. Mit Zweiterem ist deine finanzielle Absicherung und die deiner Familie gemeint, wenn dir etwas zustösst, konkret; Tod oder Invalidität nach Krankheit (Bsp. Long Covid, Burnout, Depression) oder Unfall (Bsp. Verlust von Körperteilen).

Welche konkreten Auswirkungen eine Reduktion des Arbeitspensums oder der vorübergehende Austritt aus dem Erwerbsleben haben und was du und auch der werdende Vater konkret unternehmen können, findest du hier.

Wiederum gilt es den Unterschied zwischen Ehe- und Konkubinatspaaren zu beachten.

Geld in der Partnerschaft

Sprichst du mit deinem Partner über Geld und tauscht ihr euch zu Finanzthemen aus? Falls noch nicht, ist jetzt der Moment gekommen um transparent zu sein. Mit der Geburt eines Kindes ändert sich für viele Paare die finanzielle Ausgangslage und womöglich auch die Handhabung der Finanzen.

Allenfalls hat bis anhin jeder einzeln über sein Geld verfügt und nun denkt ihr über eine Zusammenlegung nach? Durch eine mögliche Reduktion des Arbeitspensums oder durch eine mehrjährige Arbeitspause kürzen sich eure Einnahmen und du machst dir Gedanken darüber, ob das Geld ausreicht?

Wenn die Familie wächst und das Einkommen sinkt, ist es unumgänglich ein realistisches Familienbudget zu erstellen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Macht eine Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben. Im Internet findest du Vorlagen, die euch helfen, dass ihr keinen Ausgabeposten vergisst. Inkludiert auch die zukünftigen Kosten für euer Baby (Bsp. Krankenkasse, Nahrung, Kleider etc.).

Auch wenn du momentan auf Wolke 7 schwebst und sehr glücklich bist, thematisiere auch eine mögliche zukünftige Trennung oder Scheidung. Es ist einfacher diese Dinge in guten Zeiten zu regeln.

Wie du bereits gesehen hast, gibt es grosse Unterschiede, ob du in der Ehe oder im Konkubinat lebst. Für jene Person, die das Arbeitspensum nach der Geburt stärker reduziert, kommen zudem weitere Konsequenzen bezüglich der beruflichen Weiterentwicklungschance und dem damit zusammenhängenden, zukünftigen Lohnniveau hinzu. Dies hat automatisch einen Einfluss auf die zukünftigen Sozialleistungen und deine Altersvorsorge.

Unter dem Punkt «Teilzeitarbeit» hast du bereits gesehen, was die Reduktion des Arbeitspensums finanziell für deine Rente und Risikoabsicherung bedeutet.

An dieser Stelle deshalb nochmals die Stichworte Erbschaft, Testament und Konkubinatsvertrag.

Versicherungen

Krankenkasse

Wie für uns Erwachsene gibt es auch für Kinder ganz unterschiedliche Versicherungslösungen. Eine der wichtigsten Versicherungen ist die Krankenkasse. Wir unterscheiden die Grund- und Zusatzversicherung. Die Grundversicherung für dein Baby kannst du bis zu drei Monate nach der Geburt beantragen. Die Deckung für gewisse Leistungen besteht rückwirkend ab Geburt.

Für einen optimalen Schutz ist es ratsam dein Kind zusätzlich zu versichern. Eine Zusatzversicherung für dein Baby solltest du unbedingt bereits vor der Geburt abschliessen. Man nennt dies auch vorgeburtliche Anmeldung.

Warum ist das so?

Im Gegensatz zur Grundversicherung gilt für Zusatzversicherungen keine Aufnahmepflicht. Die Krankenkasse darf deinen Versicherungsantrag ohne Angaben von Gründen jederzeit ablehnen. Meldest du dein Kind vorgeburtlich für eine Zusatzversicherung an, verzichtet die Kasse auf das Recht der Ablehnung und garantiert eine vorbehaltslose Aufnahme in die Zusatzversicherung ab Geburt.

Es ist empfehlenswert, dass du auch weitere Versicherungen wie Privathaftpflicht, Hausrat und eine mögliche Lebensversicherung auf deine neue Lebenssituation prüfen lässt.

Invalidenversicherung

Als werdende Mutter willst du nur das Beste für dein Kind, vor allem wünschst du dir und ihm, dass es gesund ist. Wie du sicherlich bereits durch deine Frauenärztin informiert wurdest, besteht trotz allen Vorabklärungen immer ein gewisses Restrisiko, dass dein Kind gesundheitliche Einschränkungen haben kann.

Die staatliche Invalidenversicherung (1. Säule) unterstützt Kinder und Jugendliche bis zum 20. Altersjahr mit medizinischen und beruflichen Massnahmen, Hilflosenentschädigung sowie durch die Abgabe von Hilfsmitteln. Es bestehen Unterschiede zwischen Kinder, die an einem Geburtsgebrechen leiden und Kinder, die auf Grund eines Ereignisses im Verlauf ihres Lebens eine Behinderung erleben (z.B. auf Grund von Krankheit oder Unfall).

Anspruch auf eine Invalidenrente und mögliche Ergänzungsleistungen haben Jugendliche frühstens ab dem Folgemonat nach ihrem 18. Geburtstag. Die Invalidenrente liegt dabei bei jährlich CHF 14'340 (Stand 2022), das entspricht CHF 1'195 pro Monat. Weitere Details dazu findest du hier.

Über eine private Versicherung bietet sich die Möglichkeit dein Kind zusätzlich zu versichern (Kinderinvalidenrente). Tritt der Fall der Invalidität bei deinem Kind ein, erhält es eine zusätzliche monatliche Rente zu den staatlichen CHF 1’195. Damit dein Nachwuchs in jedem Fall gut abgesichert ist, kannst du die Kinderinvalidenrente bei vielen Versicherungen modular und nach deinen Bedürfnissen zusammenstellen. So kannst du beispielsweise die Risikoabsicherung mit dem Kapitalsparen- oder anlegen kombinieren. Dadurch erhält dein Kind zum 18. Lebensjahr einen Geldbetrag ausbezahlt.

Sparen und Investieren für Ihr Kind

Kinder kosten Geld und gerade im Zusammenhang mit der Ausbildung kann es zu höheren Ausgabenposten kommen. Vielleicht möchte dein Kind im Ausland studieren oder muss für seine Berufswahl an einer privaten Schule unterrichtet werden?

Viele Eltern legen deshalb monatlich Geld auf einem Sparkonto zur Seite welches zur Deckung von zukünftigen Aufwänden dient. Auf Grund des langen Zeithorizonts (vor dem 18. Lebensjahr wird dein Nachwuchs kaum mit dem Studium beginnen) ist es sinnvoll, dass du Wertschriftenanlagen prüfst. Hier siehst du anhand einer realistischen Beispielberechnung den Unterschied zwischen Sparen und Investieren.

Heute gibt es die Möglichkeit, bereits ab CHF 1.-- pro Monat Geld zu investieren. Bestmöglich besprichst du die Wertschriftenanlagen ab einem gewissen Alter direkt und regelmässig mit deinem Kind, sodass es möglichst früh den Umgang mit Finanzanlagen lernt.

Kinderzulagen

Ab Geburt erhältst du pro Kind normalerweise bis zur Vollendung des 16. Lebensjahrs eine Kinderzulage in der Höhe von rund CHF 200.--. Der exakte Betrag ist abhängig von deinem Wohnkanton. Für Kinder in Ausbildung im Alter von 15 bis 25 Jahre erhältst du zudem eine Ausbildungszulage in der Höhe von monatlich rund CHF 250.-, wiederum abhängig vom Wohnkanton.

Kinderzulagen werden nicht automatisch ausbezahlt. Du musst sie beantragen. Befindest du dich in einem Angestelltenverhältnis kümmert sich dein Arbeitgeber darum. Solltest du selbständig sein, musst du selbst bei der Familienausgleichskasse ein Gesuch einreichen.

Die monatlichen Gelder könntest du zum Beispiel direkt zur Finanzierung einer Kinder-Invalidenversicherung nutzen oder in einen monatlich Wertschriftensparplan investieren.

Deine finanzielle Zukunft liegt in deinen Händen!

Neun Monate klingt nach einer langen Zeit. Zeit, die unglaublich schnell vergeht. Starte frühzeitig, dich mit den oben genannten Punkten auseinanderzusetzen. Lass es mich wissen, falls du Fragen hast oder Unterstützung wünschst. Gerne helfe ich dir bei der Planung und Umsetzung.

Ich wünsche dir eine wunderschöne und komplikationsfreie Schwangerschaft. Und geniesse die verbleibende Zweisamkeit mit deinem Partner, bevor das kleine wunderbare Geschöpf euer Leben auf den Kopf stellen wird.

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Säule 3a - Darauf solltest du achten

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Diese Geldfehler habe ich in der Vergangenheit gemacht